Gewürz mit viertausend jähriger Geschichte

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Krokusse gibt es viele. Doch nur einer zählt zur Kategorie Extraklasse: Der Safrankrokus mit seinen drei roten Narben im violetten Blütenkelch. Dabei ist die Pflanze mit lateinischem Namen Crocus sativus vor etwa viertausend Jahren rein zufällig in der Nähe von Athen entstanden. Sie bildete sich aus der genetischen Verschmelzung zweier Individuen des Crocus cartwrightianus. Im Gegensatz zu herkömmlichen Pflanzen ist sie ein triploider Mutant und kann sich nicht über die Bestäubung, sondern nur über die Knollteilung vermehren. Somit ist es beim Safran nicht möglich, die Eigenschaften der Pflanze durch das Kreuzen verschiedener Knollen zu verbessern.

Man geht heute davon aus, dass der Safran vermutlich im Zeitraum von 2000 bis 1700 v. Chr. entstanden ist und von den Minoern kultiviert worden ist. Diese bildeten die erste Hochkultur Europas, bauten das rote Gold in großen Mengen an, handelten damit und setzten es zum Färben und als Medizin ein. Im Gegensatz zu früheren Kulturen stellten sie die Safranblume auf Töpfen, Schüsseln, Steintafeln, Siegeln, Schmuck und Fresken immer mit langen, aus der Blüte ragenden Narben dar, der Wildkrokus hatte jedoch kurze Narben. Diese Besonderheit gilt als Indiz, dass die Minoer erstmals Crocus sativus kultivierten.

Durch die Handelstätigkeit der Minoer gelangten die Safranknollen in den gesamten Mittelmeerraum und bis in den Vorderen Orient. Wann genau der Safran nach Persien kam, lässt sich nicht abschließend sagen. Geschichtlich belegt existierten die ersten großen Anbauflächen um das Jahr 1000 v. Chr.

Als Alexander der Große vom Frühjahr 334 bis März 324 v. Chr. das Altpersische Reich eroberte und bis nach Indien zog, breitete sich der Safran vermutlich in die Kaschmirregion aus und gelangte über die Seidenstrasse nach China. Erste Erwähnungen über die Safrankultivierung im Land der aufgehenden Sonne finden sich um 200 v. Chr.

Mit dem Ende des Weströmischen Reichs um 480 n. Chr. verschwand der Safran an vielen Orten in Europa. Die Mauren und Araber, die von 711 bis 719 die Iberische Halbinsel und Teile von Italien und Frankreich eroberten, brachten ihn zurück. Durch die Kreuzzüge im Mittelalter kamen viele Söldner mit exotische Gewürzen in Kontakt. Safran wurde fortan fast überall und zum Teil in sehr grossen Mengen angebaut. Bedeutende Kulturen befanden sich im französischen Gâtinais, in der Wachau in Österreich und in der Provinz L’Aquila in Italien.

In Europa ging der Safrananbau mit der Industrialisierung ab dem 18. Jahrhundert stark zurück. Gerste, Mais, Kartoffeln und Weizen brachten den Landwirten höhere Erträge. Außerdem erschwerte das immer kühler werdende Klima die Kultivierung von Crocus sativus. Hinzu kam, dass die günstigen Importe aus dem Iran zu einer starken Konkurrenz für den einheimischen Safran wurden.

Blühende Safrankrokusse mit den langen, roten Narben, die aus dem Blütenkelch ragen.
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Diese Wandfreske in Thera (Akrotiri) auf der griechischen Insel Santorini zeigt eine Safranpfückerin.